Slow Festival Dortmund

Das SLOW Festival am 1. und 2. November in Dortmund war ein ungewöhnliches Plädoyer für Entschleunigung, innere Sammlung und spirituelle Erfahrung. Im Konzerthaus wurden hochkarätige musikalische Darbietungen geboten, darunter eine herausragende Aufführung von Isabelle Faust, die Bachs Violinmusik mit eindringlicher Klarheit und Tiefe interpretierte. Besonders bewegend war das Ensemble O/Modernt um Hugo Ticciati: Hier entstand ein spürbares, ko-kreatives und liebevolles „Wir“ unter den Musiker:innen – Musik als gelebte Verbundenheit und Resonanzraum.

Zu den weiteren Höhepunkten des Festivals zählte für mich das Sandmandala, gestaltet von zwei bhutanischen Mönchen – ein Sinnbild für die Vergänglichkeit. Die feierliche Zerstörung des Mandalas wurde in das Abschlusskonzert eingebettet und machte die Kraft des Augenblicks und die Notwendigkeit des Loslassens unmittelbar erfahrbar.

Wer die Nacht wach bleiben wollte, fand in der Petrikirche einen Ort für eine musikalische Nachtwache mit Gesängen, Orgelmusik und Texten. Impulse zum Thema Resonanz und was das mit Musik zu tun hat, gab Hartmut Rosa mit einer - nicht ganz so entschleunigten - Lesung.

Der Raum für Verlangsamung und Verinnerlichung stand in Kontrast zum pulsierenden Dortmunder Innenstadtbild an diesen Feiertagen: Während rund um das Hansa-Markt-Geschehen und beim verkaufsoffenen Sonntag Trubel herrschte, waren am Morgen des 2. November obdachlose Menschen in der Fußgängerzone und an der Petrikirche sichtbar präsent.

Wenn es nicht schon kurz vor Veröffentlichung stehen würde, hätte ich das Slow Festival in meinem neuen Buch „Kraftquelle Spiritualität: Wie Religion und Spiritualität Resilienz fördern“ erwähnt.

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