Buchhinweis – Kann das Bewusstsein unserer Verbundenheit die Welt heilen?

Am 1. Mai 2023 erscheint das Buch „DisConnected: The Roots of Human Cruelty and How Connection Can Heal the World“ ("DisConnected: Die Wurzeln der menschlichen Grausamkeit und wie Verbundenheit die Welt heilen kann"). Für den Autor ist Verbindung die wichtigste menschliche Eigenschaft, weil sie unser Verhalten und unser Wohlbefinden prägt. Grausamkeit sieht Steve Taylor, der Dozent für Psychologie an der Leeds Beckett University ist und Autor mehrerer Bestseller über Psychologie und Spiritualität, als das Ergebnis eines Gefühls der Unverbundenheit, während "Güte" aus Verbundenheit erwächst.

Er betrachtet Grausamkeit und Güte bzw. „extreme disconnection“ und „intense connection“ als die zwei äußersten Pole eines Kontinuums. Die meisten Menschen befinden sich im mittleren Bereich. Stark unverbundenen Menschen mangelt es an Empathie und Gewissen. Sie neigen zu Verbrechen und streben leider oft Machtpositionen an. Altruismus und Spiritualität sind auf der gegenüberliegenden Seite des Kontinuums angesiedelt. Unverbundene Gesellschaften sind patriarchalisch, hierarchisch und kriegerisch; verbundene Gesellschaften dagegen egalitär, demokratisch und friedlich.

Am Anfang des Buches berichtet er wie Gandhi Juli 1939 einen Brief an Hitler verfasste, weil er zunehmend beunruhigt war über die Entwicklungen in dem damaligen Deutschland. Ein Jahr später als der Zweite Weltkrieg bereits angefangen hatte, schrieb er erneut und appellierte an Hitler "im Namen der Menschlichkeit/der Menschheit, den Krieg zu beenden". Gandhi setzte voraus, dass seine Argumente nachvollziehbar seien und zog nicht in Betracht, dass sein Gegenüber eine zutiefst gestörte Persönlichkeit sein könnte, die für seine Argumente, die auf Mitgefühl beruhten, nicht zugänglich sei.

Verbindung ist für den Autor die Essenz der Spiritualität. Spirituelle Erfahrungen nennt er 'connection experiences' (Verbindungserfahrungen). Spirituelle Wege bezeichnet er als 'paths of connection' (Wege der Verbindung). Persönlicher und gesellschaftlicher Fortschritt bedeutet somit eine Bewegung hin zu mehr Verbindung. Die Wiedererlangung des Bewusstseins unserer Verbundenheit (also re-connect, wie auch meine Webseite heißt) ist für ihn der einzige Weg, auf dem wir in Harmonie mit uns selbst, miteinander und mit der Welt leben lernen. Thomas Metzinger spricht in seinem neusten Buch "Bewusstseinskultur. Spiritualität, intellektuelle Redlichkeit und die planetare Krise" von einer neuen Bewusstseinskultur, die vonnöten ist, einer neuen Kombination von Herzens- und Geistesgegenwart.

Foto: Denkmal vor der Dossin-Kaserne (Deportationszentrum 1942 bis 1944) in Mechelen (Belgien)
Siehe: https://kazernedossin.eu/

Dag Hammarskjöld über Frieden

"Für den Frieden arbeiten, das ist immer auch: Arbeit am eigenen Selbst, innere Mauern und Vorurteile überwinden. Sich erkennen, um den anderen verstehen zu lernen."

Dag Hammarskjöld war UN-Generalsekretär von 1953 bis 1961. Durch die Veröffentlichung seines Tagebuches lernte die Menschheit ihn nach seinem Tod als einen Menschen, der nicht nur Politiker, sondern auch ein religiöser Philosopher und Dichter war, kennen. In dem Manuskript Vägmärken (Wegzeichen) findet man einzelne Gedankengänge, Gedichte, Aphorismen, Zitate und punktuelle Eintragungen aus über 30 Jahren. Man erfährt mehr über seine ethischen Überzeugungen, seine Gewissensfragen, seine persönliche Integrität sowie das Ringen um seine Ideale.

 

Zitat – Lao Tse über die Selbsttransformation

Lao Tse über die Selbsttransformation

"Wenn du die ganze Menschheit erwecken willst, dann erwecke auch dich selbst. Wenn du das Leiden in der Welt beseitigen willst, dann beseitige alles Dunkle und Negative in dir selbst. Wahrlich, das größte Geschenk, das du zu machen hast, ist deine eigene Selbsttransformation." (Lao Tse)

Transformation ist angesagt! Spiritualität ist eine Lebensweise. Wir brauchen Menschen, Teams und Organisationen, die sich auf das Wesentliche besinnen, die Liebe und Weisheit im Innern und im Miteinander pflegen und hüten, die Kostbarkeit unserer Erde schätzen und ihr Tun auf das Wohl des Großen Ganzen ausrichten.

Wir brauchen Bodhisattvas, Lichtarbeiter:innen, Erdenhüter:innen, Weisheitsträger:innen, die als erwachte und wache Aktivist:innen, Lehrer:innen, Dichter:innen, Kindergärtner:innen, Coaches usw. in dieser Welt auf heilsamer Weise wirken.

So schön das klingt und so sehr Du Dich davon angesprochen fühlen magst, sicherlich stellst Du auch fest, dass eine solche Vision sich nicht immer reibungslos verwirklichen lässt.

Mit meinen Angeboten unterstütze ich Dich persönlich, Dein Team oder Deine Organisation, Herausforderungen zu meistern und auf die Vision einer schöneren Welt, die unser Herz kennt, ausgerichtet zu bleiben.

Thomas Merton über den wahren Lebensweg

Thomas Merton über den wahren Lebensweg

"Unser wahrer Lebensweg ist ein innerer; es geht um Wachstum, um Vertiefung und um eine immer größere Hingabe an das schöpferische Wirken der Liebe und der Gnade in unseren Herzen. Nie war es notwendiger, auf dieses Wirken zu antworten/zu reagieren." (Thomas Merton)

Thomas Merton (1915-1968) richtete seine spirituelle Praxis und sein Leben darauf aus, die Präsenz und Liebe Gottes, sowie dessen Willen in jedem Moment zu spüren.
Obwohl er katholischer Mönch war und zeitweise sogar als Einsiedler lebte, nahm er Anteil an der Welt und den politischen Geschehnissen seiner Zeit. Er engagierte sich in den Bemühungen um Frieden im Vietnamkrieg, sowie bei der Bürgerrechtsbewegung in den USA. Ernesto Cardenal (Nicaragua) wurde zwei Jahre spirituell von ihm begleitet. Martin Luther King bat ihn ebenso um Begleitung, wurde aber, bevor es dazu kam, ermordet.

Zitat – „Heimgekehrt in das Jetzt, wird dieser Moment ein Wunder.“ Thich Nhat Hanh

"Heimgekehrt in das Jetzt, wird dieser Moment ein Wunder." Thich Nhat Hanh

"Ich atme ein und komme zur Ruhe. Ich atme aus und lächle. Heimgekehrt in das Jetzt, wird dieser Moment ein Wunder." (Thich Nhat Hanh)

Der Atem hilft uns in den jetzigen Moment hineinzufinden und zu Ruhe zu kommen. Wenn wir so präsent sind, spüren wir die Verbindung mit allem. Wir staunen und erkennen, dass jeder Moment ein Wunder ist.

Kohärenz in einer Gruppe

"Wenn ich mehr Kohärenz in eine Gruppe oder eine Organisation bringen will, kann ich das nur tun, wenn ich Kohärenz in mir selbst trage. Wenn ich eine Spaltung in mir trage, werde ich die Spaltung weitergeben." (Thomas Hübl)

Meine innere Verfassung wirkt sich auf meine Umgebung aus. Somit ist innere Arbeit wichtig - nicht nur für mich selbst sondern auch immer für meine Umgebung. Wandelt sich der Mensch, wandelt sich die Welt.

Infos zu meinen Angeboten für Teams & Organisationen sowie in Form von Einzelbegleitung, gibt es hier auf meiner Webseite.

Wir sitzen nicht im selben Boot. Die Wiederentdeckung der Kreise

Einer der Wege, mit den Corona-Einschränkungen umzugehen, ist die Wiederentdeckung des Kreises – der Begegnung im kleinen Rund. Im 21. Jahrhundert geht das auch auf digitale Weise. Unter dem Motto CoronaCircles wird dazu eingeladen, selbst kleine Gesprächsgruppen zu gründen um in der Krise die Kraft der Gemeinschaft zu spüren.

Dieser Text wurde erstmals am 27. April 2020 als Blogeintrag auf Englisch auf https://circlesofwisdomblog.wordpress.com/ veröffentlicht, sowie auf der Blogseite von Info3 unter https://info3-verlag.de/blog/corona-circles-die-kraft-der-kreise-in-der-krise/ und anschließend als Artikel in der Printausgabe der Info3, Ausgabe Juni 2020.

Eine der Auswirkungen der gegenwärtigen Corona-Situation liegt darin, dass wir erkennen, wie vernetzt wir als Menschheit sind. Noch nie zuvor waren wir so offensichtlich weltweit und gleichzeitig von einer so unerwarteten, globalen Herausforderung betroffen. Noch nie zuvor wurden in so kurzer Zeit so einschneidende Maßnahmen in so großem Maßstab ergriffen.

Aber nicht alle Menschen auf dieser Welt sind gleichermaßen betroffen. Der britische Autor Damian Barr formulierte es recht treffend: „Wir sitzen nicht im selben Boot. Wir sind im selben Sturm. Manche sitzen auf einer Yacht, andere haben nur ein Ruder.“ Wir lernen jedoch zu erkennen, dass wir als Menschheit eins sind. Was einen einzigen Menschen belastet, wirkt sich auf andere aus, auch wenn sie womöglich meilenweit entfernt sind. Was jetzt geschieht, kann als ein Weckruf verstanden werden, nicht zu dem zurückzukehren, was als normal galt. Veränderung tut not.

Es gab schon immer ein großes Potenzial für Veränderungen in kleinen Gruppen. Obwohl es nicht immer leicht ist, miteinander auszukommen, wenn wir gemeinsam etwas Neues schaffen, können wir uns in unseren Höhen und Tiefen durch das, worauf die Anthropologin Margaret Mead hingewiesen hat, ermutigt und inspiriert fühlen: „Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe nachdenklicher, engagierter Bürger die Welt verändern kann: Es ist in der Tat das Einzige, was die Welt jemals verändert hat.“

Seit Anbeginn der Zeit kommen Menschen in Kreisen zusammen, um über sich selbst und ihre Anliegen zu sprechen. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte sind viele selbstorganisierte Übungsgemeinschaften und Netzwerke entstanden, die darauf basieren, dass eine Gruppe von Menschen sich im Kreis trifft. Die angewandten Methoden variieren je nach den Bedürfnissen und dem Zweck der Treffen. Inzwischen steht ein großer Werkzeugkasten an Methoden für den Austausch, das tiefe Zuhören und den Zugang zu Weisheit zur Verfügung. Einige davon, die ich in unterschiedlichen Situationen verwende, seien hier genannt: Weisheitskreis, Herzrunden, Collective Presencing, Open Space, World Café, Circle Way, Case Clinic, systemische Aufstellungen und das Flow Game.

Es ist nicht verwunderlich, dass mehrere dieser Methoden zurzeit für Online-Treffen aufgearbeitet wurden und somit unterschiedlichste Gruppenzusammenstellungen entstehen: lokal, regional, national, international, global. Sie ermöglichen es, dass Menschen voneinander hören, neue Perspektiven gewinnen und aus den Erfahrungen der anderen lernen können.

Wenn wir uns mit einer existenziellen Krise konfrontiert sehen, scheint es mindestens vier Phasen oder Zustände zu geben, die wir erleben. Sie sind nicht unbedingt linear-konsekutiv zu verstehen, da sie sich überschneiden und wiederholen können. Man könnte sie wie folgt beschreiben:

1. Akzeptieren, was geschieht: Während wir sehen, wie Systeme, Gewohnheiten und Gewissheiten zusammenbrechen oder sich auflösen, lassen wir Schmerz, Trauer und Schock zu und verleihen dem, was uns passiert, Ausdruck.

2. Sinngebung: Wenn wir Mehrdeutigkeit und Ungewissheit erfahren, versuchen wir, unseren Erfahrungen einen Rahmen und einen Sinn zu verleihen.

3. Neue Formen, Haltungen und Werte entstehen lassen: Wir versuchen, Wege und Mittel zu finden, im Ungewissen trotzdem zu handeln. Als eine Folge von Zusammenbruch, Chaos, Druck, Sinnstiftung, visionärer Kraft beziehungsweise innerer Ausrichtung werden dabei neue Möglichkeiten sichtbar.

4. Diesen neuen Wegen Form und Gestalt geben.

Wenige Tage nach dem Anfang des globalen Lockdowns am 23. März 2020 veröffentlichte Brian Stout einen interessanten Online-Artikel mit dem Titel Turning toward: connecting under quarantine. On the transformative potential of small groups. Am Schluss seiner Überlegungen kam er zu der folgenden Feststellung: „Lasst uns wieder Verbindung miteinander aufnehmen. Da es zurzeit physisch nicht möglich ist, müssen wir Wege finden, wie wir die Technologie nutzen können, um Vertrauen aufzubauen, Beziehungen zu vertiefen und zusammenzuarbeiten. Notgedrungen sind wir plötzlich von den Grenzen der Geografie befreit: Die ganze Welt ist jetzt eure kleine Gruppe.“

Sinngebung und Neugestaltung beginnen damit, dass wir unsere Geschichten, Sorgen und Anliegen miteinander teilen. Eine kleine Gruppe, der ich angehöre, hat eine neue Plattform namens CoronaCircles entwickelt. Sie soll es ermöglichen, sich ganz einfach online in einem kleinen Kreis zu treffen und einander jenseits der geographischen Grenzen und der eigenen Filterblase in Zeiten der Krise und des Wandels achtsam zuzuhören. Für uns ist es ein erster Schritt auf dem Weg der persönlichen und kollektiven Bewältigung der momentanen globalen Krise. ///

 

CoronaCircles – A Platform for Self-Organized Circles

A few days after the start of the global lockdown, Gerriet Schwen invited some facilitators to an online brainstorming session, focusing on the question how the power of community and sharing can support people in times of Corona. It seemed helpful to offer online spaces where people speak from the heart, listen to each other, and formulate what is important to them. Michael Hoenninger and myself joined Gerriet to combine the powerful tradition of circle work with the current possibilities of video conferencing.

CoronaCircles is a free, open source platform in English and German, with a simple method and structure that encourage mindful sharing & listening. Someone invites to a Circle; up to four others join. The host can invite people from his or her own network or wait and see who shows up, thus getting the chance to get to meet and listen to people from other regions or countries, with other backgrounds and experiences.

The CoronaCircles team would appreciate it if people who have some expertise concerning hosting step in first, so as to offer others the opportunity to experience mindful sharing and listening, gradually empowering them to host circles themselves. Information about the process is available in text and video format on the website and will also be sent by email after registration.

After this long phase of staying at home and social distancing, it seems to be time to talk about what changed for us and within us, as well as sharing our intention and hopes for the future.

https://coronacircles.net

Collective Presencing – Video Material & Book Made Available

“We-Space” refers to collective practices that generate deep conversation. In October 2017 a five-day online We-Space summit was presented and helped making such approaches more visible. More than 150 hours of interviews, panels and practice sessions were made available for free during 5 days. The event was organised by Olen Gunnlaugson, who co-edited with Michael Brabant the book “Cohering the Integral We Space: Engaging Collective Emergence, Wisdom and Healing in Groups”, which was published in 2016.

Lately snippets taken from the summit’s interview with Ria Baeck on the genesis and practice of Collective Presencing were put online on her youtube-channel “Collective Presencing”. Now the whole interview is made available, as well as the Collective Presencing Panel with Ria Baeck, Judy Wallace, Luea Ritter and Griet Hellinckx, gracefully hosted by Ann Maare Paré.

The Collective Presencing practice emerged and took its first form during a period of 6 years (2006 till 2012) within the context of Women Moving the Edge, a project initiated by Judy Wallace and Ria Baeck. The material that can be found on the Collective Presencing website and in the book that describes the story of Collective Presencing as an emerging new human capacity is based on the experiences and learnings during those women gatherings.

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